Der Cha-Cha-Cha [ˈtʃa.tʃa.tʃa] ist ein moderner, paarweise getanzter Gesellschaftstanz kubanischen Ursprungs.
Der
Cha-Cha-Cha in seiner weltweit verbreiteten westlichen Variante
gehört zu den lateinamerikanischen Tänzen des Tanzsports und
wird als Bestandteil des Welttanzprogramms in Tanzschulen unterrichtet.
Die ursprüngliche kubanische Form des Cha-Cha-Cha unterscheidet
sich in Technik und Figurenrepertoire stark vom heutigen Turniertanz
und ist in der spanischen Schreibweise Cha-cha-chá [--ˈ-] in der
modernen Salsa-Szene anzutreffen.
Die Geschichte des
Cha-Cha-Chas wurde nur mündlich überliefert und wird leicht
unterschiedlich wiedergegeben. Der Rhythmus des Cha-Cha-Chas wurde
zwischen 1948 und 1951 von Enrique Jorrín erfunden, einem
kubanischen Komponisten und Violinisten, der damals in der kubanischen
Charanga Orquesta América spielte. Jorrín variierte in
seinen Kompositionen seit 1948 beständig den kubanischen
Tanzrhythmus Danzón: Unter anderem reduzierte er die für
die kubanische Musik typische Synkopierung und fügte dem
ursprünglich rein instrumentalen Musikstil rhythmische
Gesangseinlagen hinzu.
1951 führte Jorrín den Cha-Cha-Cha-Rhythmus unter
dem von ihm gewählten Namen neodanzón (span. „neuer
Danzón“) auf den kubanischen Tanzflächen ein. 1953
nahm die Orquesta América Jorríns Hits La
Engañadora und Silver Star auf. Der neue Rhythmus kam beim
Publikum sehr gut an und inspirierte die Tänzer zu einem
Tanzschritt, der den Grundschritt des Mambo um einen schnellen
Wechselschritt ergänzt. Dieser schnelle Wechselschritt verursachte
laut Jorrín ein scharrendes Geräusch, das für ihn wie
cha cha chá klang, und das er als rhythmische Gesangseinlage in
einige seiner Lieder einbaute. Dieses Geräusch und die daraus
resultierende rhythmische Zählweise 2 3 Cha-Cha-Cha waren
letztendlich namensgebend für den Tanz.
Der Cha-Cha-Cha
verbreitete sich sehr schnell über die kubanische Grenze hinweg
nach Mexiko und in die Vereinigten Staaten. In den Vereinigten Staaten
avancierte der Cha-Cha-Cha über Nacht zum Modetanz des Jahres
1955, gestützt durch die legendären Mambo- und
Cha-Cha-Cha-Orchester des Tanzsalons Palladium in New York City.
Möglicherweise lag der große Erfolg des Cha-Cha-Cha im
Entfernen der Synkopierung begründet, denn diese rhythmische
Besonderheit erschwert westlichen Hörern das Tanzen und gilt als
Mitursache für den schnellen Niedergang des Mambo.
Der Tanz
erfuhr sehr früh technische Anpassungen an die Rumba. 1962 wurde
er offiziell zu den Turniertänzen hinzugenommen und wies bereits
damals die Grundform der heutigen Turniervariante auf. Einen
großen Beitrag zur technischen Entwicklung lieferte Walter Laird,
der mit seiner Tanzpartnerin Lorraine Reynolds in den Jahren 1962, 1963
und 1964 Latein-Weltmeister wurde und mehrere Tanzbücher
verfasste. 1963 wurde der Cha-Cha-Cha als lateinamerikanischer Tanz in
das Welttanzprogramm aufgenommen und gehört seither weltweit zum
Grundstock allgemeiner Tanzschulen.
Cha-Cha-Cha-Musik ist heiter
und unbeschwert. Der Tanz ist ein amüsanter und koketter Flirt
zwischen den Tanzpartnern, die in frechen offenen und geschlossenen
Figuren miteinander spielen. Er ist vorwitziger als die
verträumt-erotische Rumba, aber weniger aufreizend als der
überschäumende Samba. Die kubanische Variante ist insgesamt
ruhiger und weicher.
Der Cha-Cha-Cha wird im 4/4-Takt notiert,
hat die Hauptbetonung auf dem ersten Taktschlag und wird auf Turnieren
in einem Tempo von 30 bis 32 Takten pro Minute gespielt und getanzt.
Cha-Cha-Cha
ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich für eine kubanische
Musikform: Er wurde von Anfang an im 4/4-Takt notiert, während die
meisten anderen kubanischen Musikformen ursprünglich im 2/4-Takt
notiert und erst im Laufe der Zeit von Exilkubanern an die westliche
4/4-Notation angepasst wurden. Als Nachfolger des haitianischen
Danzón hat er darüber hinaus keinen Bezug zur Clave, dem
aus Afrika stammenden Rhythmusschema, das fast alle kubanische Musik
prägt. Schließlich weist er keine Synkopierung auf und steht
damit unter anderem im Gegensatz zum Mambo, bei dem die Hauptbetonung
vom ersten auf den vierten Taktschlag verschoben ist.
Seit
Jorríns Tagen hat sich die Musik, auf die Cha-Cha-Cha getanzt
wird, ständig verändert. Spielte das Orquesta América
noch in der klassischen Charanga-Besetzung des Danzóns mit
Perkussion, Klavier, Bass, Flöte und Cuerdas, setzten sich bereits
im Palladium fetzige Bläserbegleitungen durch. Zur nachhaltigen
Beliebtheit des Cha-Cha-Cha trug auch bei, dass er problemlos mit der
Metrik der westlichen Musik vereinbar ist. So wird Cha-Cha-Cha in
Tanzschulen heute auf aktuelle Chart-Hits der Popmusik und des Latin
Rock gelehrt.
Der Cha-Cha-Cha ist ein stationärer Tanz,
wird also weitgehend am Platz getanzt. Wie die Rumba lebt auch der
Cha-Cha-Cha von Hüftbewegungen. Die Schritte sollten eher klein
ausfallen, da sonst die Hüftbewegung unnötig erschwert
würde.
Charakteristisch für den Cha-Cha-Cha ist das Chassé auf „4 und 1“.
Der
ursprüngliche kubanische Cha-Cha-Cha und die moderne
Turniervariante unterscheiden sich in allen weiteren Punkten so sehr,
dass sie im folgenden getrennt dargestellt werden.
Die
ursprüngliche Form des Cha-Cha-Cha ist dem Mambo sehr ähnlich
und heute nur noch beim Freizeittanz in der Salsa-Szene anzutreffen.
Der kubanische Cha-Cha-Cha wird klein und „erdig“ getanzt,
das heißt die Schritte werden stets auf dem ganzen Fuß
angesetzt und die Füße kaum vom Boden gehoben. Beim
Chassé schleifen die Füße über das Parkett als
wollte der Tänzer ein Blatt Papier über den Boden schieben.
Die Hüftbewegung beim Chassé entsteht dadurch, dass die
Schritte mit gebeugtem Knie angesetzt werden, wodurch sich die
Hüfte wechselseitig absenkt. Der Grundschritt zeichnet sich durch
eine leichte Vorwärts-Rückwärts-Bewegung aus. Die
lockere Tanzhaltung ist flexibel, was den Abstand der Partner
zueinander betrifft, ausladende Armbewegungen gibt es keine. Das
Figurenrepertoire ist durch den Platzwechsel Cross Body Lead und
einfache Drehungen geprägt und etwa dem Basisrepertoire der
modernen Salsa im geradlinigen Stil vergleichbar.
Die westliche
Variante ist durch die Technik der lateinamerikanischen Tänze
geprägt. Ähnlichkeiten zur Rumba sind in Grundschritt und
Basic-Figuren zu finden, die Hüftbewegung hat jedoch durch das
höhere Tempo und den schnellen Wechselschritt einen anderen
Charakter, rotierende Anteile treten zurück. Die Füße
sind in den Check- und Lockstep Schritten wie in allen
„echten“ lateinamerikanischen Tänzen (Salsa, Mambo,
Rumba, eingeschränkt: Samba) leicht nach außen gedreht, die
Schritte werden stets auf dem Fußballen angesetzt. Bei den langen
Schritten auf den Taktschlägen 1, 2 und 3 wird das Bein ganz
durchgestreckt und die Ferse flach aufgesetzt. Um die Musik besser
rhythmisch akzentuieren zu können, erfolgen die
Schrittansätze immer am Ende des ihnen jeweils zustehenden
Zeitintervalls, dann aber sehr schnell ausgeführt. Die Betonungen
auf „1“ und noch stärker „3“ sind deutlich
zu machen; am Ende des Seitwärts-Chasses rotiert das gestreckte
Spielbein aus, und zwar reaktiv durch das Senken in die Hüfte.
Die
Schrittgröße und die Intensität der die Schritte
einleitenden Hüftbewegungen korrelieren, was bei Betrachtung von
Anfängern fälschlicherweise den Eindruck erwecken kann, man
würde sich kaum bewegen.
Beim Guapachá-Timing, einer
rhythmischen Variante, belastet man nach einem Chasse den nächsten
Vorwärts- bzw. Rückwärtsschritt erst auf der zweiten
Hälfte des zweiten Taktschlages, so dass „4 und 1, und
3“ gezählt wird.
Cha-Cha-Cha-Folgen (oder
Choreographien) zeigen häufig offene Figuren auf, d. h. die
Partner tanzen ohne Berührung; ansonsten wird mehr in halboffener
als in geschlossener Tanzhaltung getanzt. Da die Hüftbewegungen
schnell sind, ist eine Kontrolle des Oberkörpers nötig, die
nicht zu einer Versteifung führen darf. Die Arme unterstützen
den Spannungsaufbau im Schultergürtel und dienen der Balance wie
auch der optischen Vergrößerung der Figuren als Mittel der
Präsentation.
Walter Lairds The Technique of Latin Dancing
oder Latin American Cha Cha Cha (herausgeben von der ISTD) fassen
Grundschritte und Basic-Figuren (also keine Posen, Fall- und
Hebefiguren) sowie weitere Hinweise zu Rhythmik und Ausführung
zusammen, lassen aber weiten Raum für eine individuelle
Interpretation jenseits der „bloßen“ Schritte. Die
für Salsa und Mambo so typischen Figuren Cross Body Lead und alle
darauf aufbauenden Figuren werden in diesen Werken nicht
aufgeführt. Der Anfänger sollte die Figuren in etwa in der in
den genannten Werken vorgesehen Reihenfolge erlernen, wobei die
Damendrehung, der New Yorker, Hip Twist, Fan, Hockeystick, Alemana,
Opening Out, Three Chachas (Locksteps vor und zurück) als erster
Einstieg und typische Figuren dienen können.
Die typische
Musik für den Tanz, mit der der Tanz noch heute assoziiert wird,
ist Tommy Dorseys Version von Tea For Two Cha, Cha vom September 1958.
Der
Cha-Cha-Cha war Tanz des Jahres 2007. Zu diesem Anlass wurde von 323
deutschen und zwei österreichischen Tanzschulen am 3. November
2007 ein neuer Weltrekord im Cha-Cha-Cha-Massensimultantanzen mit
50.419 Teilnehmern aufgestellt. Der Tanz begann zeitgleich um 21:12 Uhr
und dauerte ca. sechs Minuten.