Der Paso Doble (auf Spanisch Pasodoble) ist ein spanischer Tanz,
wird aber traditionellerweise den Lateinamerikanischen Tänzen
zugeordnet. Er entstand im 19. Jahrhundert in Spanien und wird seit
1919 getanzt. Seit 1945 ist er Turniertanz und seit 1963 im
Welttanzprogramm enthalten. Der Paso Doble ist ein progressiver Tanz,
das heißt man bewegt sich während des Tanzens durch den Saal.
Unter
dem Paso Doble versteht man die tänzerische Interpretation des
Stierkampfes. Der Herr tanzt den Torero, die Dame stellt das rote Tuch
(Muleta oder Capa genannt), eine Flamencotänzerin oder den
Schatten des Toreros dar.
Wörtlich übersetzt
heißt Paso Doble „Doppelschritt“. Es ist ein
einfacher spanischer/südfranzösischer Paartanz mit einem
einfachen Schrittmaterial auf Marschmusik. In stilisierter Form
verbreitete sich dieser, auch in Lateinamerika anzutreffende Volkstanz,
nach 1910 in anderen europäischen Ländern. Die Musik ist aus
Elementen des Fandango und des Flamenco angereichert. Der Flamenco-Stil
bildete sich im 19. Jahrhundert heraus. Aufgrund seiner Ausdruckskraft,
die mit der des amerikanischen Blues zu vergleichen ist, wird er auch
als weißer Blues bezeichnet. Der Tanz wurde in Paris in den
zwanziger Jahren choreografiert, daher die französischen
Figurennamen. Heute ist der Paso Doble in Mitteleuropa in den
Hintergrund gedrängt worden. Er ist zwar seit 1945 Turniertanz und
wird in Tanzschulen gelehrt, ist jedoch in der Öffentlichkeit eher
dürftig vertreten. Es gibt nur wenige Musikgruppen, die ihn im
Repertoire haben. Bekannte Musikstücke sind Der Herr Torero von
Maria Andergast und Hans Lang in den zwanziger Jahren und der heute
bekannteste Paso Doble España cañí (España
gitana, auch Spanish Gipsy Dance oder Zigeunertanz genannt) von Pascual
Marquina Narro (1873–1948).
Der Paso Doble ist eine Ausnahme in den Lateinamerikanischen
Tänzen. Dies zeigt sich in Haltung, Schritten und der
anzustrebenden durchgängigen Phrasierung der Figuren. Der Tanz
wird mit stolz erhobenem Haupt getanzt, die Schulterblätter werden
nach hinten und unten gezogen, das Gewicht leicht nach vorne verlagert,
durch Anspannen der Oberschenkel wird die Leiste aber weiter nach vorne
gebracht, der Schwerpunkt liegt so hinter der Hüfte. Durch
gleichzeitige Anspannung der Bauchmuskulatur wird verhindert, dass sich
der Brustkorb nach oben weg bewegt, also öffnet. Die Ellbogen
liegen weiter nach hinten als sonst üblich, durch die Tendenz nach
vorne bleibt der Abstand im Paar aber gleich.
Schrittvorbereitende
Hüftbewegung wie in Rumba und Cha-Cha-Cha entfallen; es werden bei
raumgreifenden Schritten vielmehr diese mit der Ferse angesetzt, da
Paso Doble ein Marschtanz ist; das heißt keineswegs, dass jeder
Schritt auf einen Taktschlag auszuführen wäre und noch
weniger, dass der Schritt gleichmäßig über den zur
Verfügung stehenden Zeitraum durchgeführt würde –
vielmehr gibt es Beschleunigungen innerhalb eines Schrittes.
Die
Haltung des Herrn stellt den Matador mit seiner Capa da: Bogen des
Rückens, feste Spannung in den gerundeten Armen. Ein
Körperkontakt zur Dame findet selten statt, etwa in den Achsen. Es
wäre unlogisch, weil lebensgefährlich, wenn der
Stierkämpfer die Capa dauernd an seinen Körper halten
würde.
Die Phrasierung der Musik des Paso Doble ist durch
die Choreographie widerzuspiegeln. An zwei Stellen der Musik, den
Höhepunkten, wird eine statische Pose eingenommen. Häufig
wird zu Beginn einer Phrase auf „eins und“ ein sogenannter
Appell getanzt, ein plötzliches Umlenken der stationären,
höheren Körperhaltung in eine Vorwärtsbewegung (Attacke
genannt, wenn dies in Richtung der Dame ausgeführt wird). Chasses
werden häufig getanzt. Armbewegungen werden schnell und in einer
einzigen, runden Bewegung durchgeführt, also nicht mit Einsatz des
Ellenbogens.
Technik im Sinne von Schritttechnik ist im Paso
Doble nicht ein zentrales Thema. Auffällig sind Drehungen. In
Hinsicht auf die Lage der Achse – bedingt durch die
Bogenspannung, ist festzuhalten: Sie liegt größtenteils
außerhalb des Körpers von Dame und Herr (macht Platz
für den Stier) und ermöglicht das plötzliche
Verändern der Lage dieser Achsen (Ausweichen vorm Stier).
Zusätzlich stehen die Achsen in der Regel nicht senkrecht. Bei der
Ausführung aller Figuren ist daran zu denken, was sie im Rahmen
des Stierkampfes bedeuten sollen. Hohe Sprünge in die Luft etwa
sind daher nicht sinnvoll. Typisch aber ist beispielsweise die erhobene
Position des Herrn (auf den hohen Fußballen), beide Hände
hoch über dem Kopf: Bereit zum Todesstoß. Erfahrene
Tanzsport-Trainer erzählen, dass sie eigens nach Spanien in die
Stierkampfschulen gereist sind, um das Wesen des Stierkampfes besser in
den Tanz umsetzen zu können.
Die Musik des Paso Doble war
ursprünglich im 3/8-Takt, später im 2/4-, 3/4- und 3/8-Takt.
Als Tanzmusik wird heute nur der 2/4-Takt gebraucht. Das Tempo
beträgt etwa 58 bis 62 Takte pro Minute. Bei Turnieren tanzt man
(gemäß der Turnier- und Sportordnung des Deutschen
Tanzsportverbandes) 60 bis 62 Takte pro Minute.